16.9.2021
Bettagsmandat der Regierung
Eine „Belastungsprobe ausserhalb jeglicher Norm“, so nennt Regierungspräsident Mario Cavigelli die vergangenen zwei Jahre im Zeichen von Corona. Noch sei die Pandemie nicht ausgestanden und auch die längerfristigen Auswirkungen auf Volksgesundheit, Gesellschaft, Arbeitswelt und Wirtschaft seien noch nicht abzuschätzen. Jetzt schon zeige sich aber, dass die Pandemie niemanden unberührt gelassen habe - in Graubünden ebenso wenig wie in allen anderen Regionen der Welt. Cavigelli spricht von "Not und Zorn, Einsamkeit und Unverständnis, Unsicherheit und Ungeduld, Erwartungen und Trauer, Existenzfragen und übergrosser Arbeitsbelastung".
Die Pandemie hat vor Augen geführt, dass auch in moderner Zeit nicht alles vorhersehbar und regelbar ist. „Auf einmal schien alles anders“, schreibt der Regierungspräsident. Neue Aufgaben, neue Zuständigkeiten und neue Verantwortlichkeiten hätten viele herausgefordert – in allen Lebensbereichen. Zudem habe der Staat tief in die Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger eingegriffen – eine Belastung für das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Institutionen. Cavigelli mahnt, dass die Massnahmen zur Bewältigung der Pandemie ihr Ziel nur erreichen, wenn sie von allen mitgetragen würden. „Ohne ein gesundes Polster an Grundvertrauen ist die Gestaltung einer Gemeinschaft nicht möglich“.
Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag vom 19. September bietet Gelegenheit, die Bedeutung solchen Vertrauens für das Zusammenleben bewusst wahrzunehmen. „Wie gross ist die Marge für Toleranz im Umgang mit dieser Krise?“ fragt das Bettagsmandat, „ist das, was getan oder nicht getan worden ist wirklich richtig so und sind Fehleinschätzungen und offene Unsicherheiten vertretbar?“ Der Regierungspräsident plädiert für ein Vertrauen im Sinne kritischer Begleitung. In anspruchsvollen Zeiten sei ein „sich Vorwärtstasten“ die weiseste und einzig wirklich sinnvolle Möglichkeit. Ein gut in der Bevölkerung verankerter „Sinn für die Gemeinschaft und für alle, die ihr angehören“ sei Voraussetzung dafür.
Stefan Hügli
Kommunikation