2.9.2024
Zukunftstagung in Chur
Wie lassen sich Kreativität und Innovation in der Gemeindearbeit gezielt fördern? Mit dieser Frage haben sich 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Zukunftstagung in Chur auseinandergesetzt. Grundlage für die Diskussion bildeten Daten aus dem alle zwei Jahre erscheinenden Buch "Religionstrends in der Schweiz". Pfarrerin Monika Wilhelm von der Arbeitsstelle A+W in Zürich zeigte auf, wie die traditionellen Sozialisationsformen von Kirche immer weniger greifen, insbesondere bei den Jahrgängen ab 1981. Als Beispiel nennt sie die Trauungen: Nur noch 14 Prozent der Paare entscheiden sich für eine kirchliche Trauung. Doch so schmerzhaft dieser Rückgang sei: er biete auch Chancen, meinte Wilhelm, indem er zum Experimentieren und zum Beschreiten unkonventioneller Weg in der Gemeindearbeit einlade.
In einem Referat über "Innovationsdesign in der Kirche" gewährte Eva Isberg, Dozentin an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), Einblicke in die Methode des Design Thinking. Die Methode ermögliche es Kirchgemeinden, neu handlungsfähig zu werden. Sie helfe, Herausforderungen zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Isberg erläuterte die zwei Hauptphasen (Problemraum und Lösungsraum) und die sechs Prozessschritte (Verstehen, Beobachten, Sichtweise definieren, Ideen generieren, Prototypen entwickeln und testen). Entscheidend sei, lösungsorientiert und offen für neue Ideen zu bleiben. „Denkt gross, fabuliert ohne Einschränkungen und lasst eurer Kreativität freien Lauf“, ermunterte sie die Teilnehmenden. „Scheut euch nicht, auch unmögliche Ideen auszusprechen.“
Am Nachmittag bot die Tagung Inspiration durch verschiedene Workshops. Einer führte die Teilnehmenden in die Niederlande, wo unter dem Schlagwort "Pionierplätze" innovative Formen kirchlichen Lebens erprobt werden. Ein weiterer beleuchtete die Erfolgsfaktoren für gelungene Veranstaltungen, exemplarisch am Beispiel der Langen Nacht der Kirchen. Ein dritter widmete sich dem Thema "Innovation im ländlichen Raum". "Die Veränderungen stehen vor der Tür", fasste Kirchenratspräsidentin Erika Cahenzli in ihrem Schlusswort zusammen. Sie ermutigte die Gemeindeleitenden, aktiv auf die Menschen zuzugehen, zuzuhören und auch die eigene Arbeit immer wieder kritisch zu hinterfragen.
Stefan Hügli
Kommunikation