4. Juni 2020

Kirchenparlament tagt in der Stadthalle

Der Evangelische Grosse Rat hat an seiner Frühjahrssitzung in der Stadthalle Chur Amtsbericht und Rechnung des Kirchenrats genehmigt. Die Rechnung schloss mit einem Überschuss von 5‘788 Franken bei Einnahmen von 11‘939‘288 Franken und Ausgaben von 11‘933‘500 Franken. Das gute Ergebnis ist auf solide Steuererträge und Vermögenserträge zurückzuführen. Mit 724‘762 Franken floss deutlich weniger Geld in die Renovation kirchlicher Bauten – das langjährige Mittel beträgt 1.5 Millionen Franken. Der guten Zahlen zum Trotz mahnte Finanzchef Eugen Caduff zu Zurückhaltung bei der Budgetierung. Die finanzielle Lage der Landeskirche sei zurzeit gesund, doch die Zukunft sei unsicher – auch wegen Corona.

Andreas Thöny verabschiedet. Der Kirchenratspräsident wurde nach siebeneinhalb Jahren verabschiedet. Franz Rüegg würdigte sein ebenso engagiertes wie nachhaltiges Wirken. Er lobte seine Dossierfestigkeit und Argumentationsstärke und erinnerte daran, dass in Thönys Amtszeit wichtige Weichenstellung erfolgten: So konnte die Volksinitiative zur Abschaffung der Kultussteuer abgewehrt und zugunsten der Kirchen entschieden werden. Die Totalrevision der Kirchenverfassung wurde abgeschlossen und im Juni 2018 von 94% der Stimmenden gutgeheissen. Dass Kirche für Menschen da ist und dass sie eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft hat, dafür habe sich Thöny glaubwürdig stark gemacht. Thöny wird noch bis Ende Juni Kirchenratspräsident sein und danach die Leitung der sozialen Dienste in Chur übernehmen.

Wahlen. Neu in der Kirchenrat gewählt wurde Erika Cahenzli, Grossrätin, Primarlehrerin und  Kirchgemeindepräsidentin in Untervaz. Cahenzli wird ihr Amt am 1. Januar 2021 antreten. Der Evangelische Grosse Rat bestätigte zudem drei zur Wiederwahl vorgeschlagene Kirchenratsmitglieder: Eugen Caduff, Trimmis, Barbara Hirsbrunner, Scharans und Dr. Frank Schuler, Chur. Zwei weitere Mitglieder der siebenköpfigen Exekutive werden Ende Juni von der Pfarrsynode gewählt. Die Dekanin ist von Amtes wegen dabei. Wer neu das Präsidium übernehmen wird, entscheidet der Evangelische Grosse Rat in seiner Herbstsitzung. In der Zwischenzeit wird die Dekanin Cornelia Camichel Bromeis als Stellvertreterin die Leitung übernehmen.

Einstimmig gutgeheissen wurde das Gesetz zur Bildung von Kirchenregionen. Dieses soll die Zusammenarbeit der Kirchgemeinden fördern und ein vielfältiges Angebot auch bei Kleinstgemeinden sicherstellen. Aus den jetzt zehn Kolloquien dürften ab 2021 neu zwölf Kirchenregionen hervorgehen. Kirchenrätin Miriam Neubert informierte über den Rücktritt von Ratspräsident Gottfried Locher. „Alle Seiten sind ernst zu nehmen“, sagte die Pfarrerin. Für Neubert geht es um nichts weniger als die Stärkung der demokratischen Strukturen in der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und um eine Neuausrichtung an deren Grundwerten.

Noch immer sei Distanz wichtig, meinte Evelyn Cremer in der Kurzandacht gleich zu Beginn der Sitzung. Dabei täte grad in schwierigen Zeiten Nähe gut. „Niemand lebt sich selbst“, sagte die Pfarrerin in Anlehnung an einen biblischen Text, niemand sei eine Insel für sich allein - das habe die Krise gezeigt. Leben bedeute, Beziehungen zu gestalten, an andere zu denken, sich zu ärgern, zu streiten, zu trösten und zu berühren. Dass in den vergangen Wochen Menschen alleine sterben mussten, so Cremer, sei eine der erschütterndsten Erfahrungen der Pandemie.

Bild: Frisch in den Kirchenrat gewählt: GRn Erika Cahenzli, Untervaz (zweite von links). Mit drei Bisherigen: Dr. Frank Schuler, Barbara Hirsbrunner und Eugen Caduff.