9.9.2024

Bettagsmandat der Regierung

Angesichts des Jubiläums 500 Jahre Freistaat der Drei Bünde erinnert Regierungspräsident Jon Domenic Parolini im Bettagsmandat an die "weitsichtige Toleranz" der freistaatlichen Zeit. Statt sich in Glaubenskämpfen aufzureiben, habe man im Freistaat ein Nebeneinander der Konfessionen akzeptiert. Der Bundesbrief vom 23. September 1524 ist Ausdruck davon. Voraussetzung dafür seien Dialog, gegenseitiger Respekt und ein minimaler Konsens über gemeinsame Werte gewesen.

Tatsächlich konnten die Gemeinden damals selbst entscheiden, ob sie "altgläubig" bleiben oder "neugläubig" werden wollten. Dieses Vorgehen war einzigartig im werdenden Europa und es führte dazu, dass im Gebiet der Drei Bünde fortan katholische und reformierte Gemeinden nebeneinander existierten. Vielerorts war sogar eine gemeinsame Nutzung der Kirchen möglich. Fast hundert Jahre habe diese grösstenteils friedliche Zeit gedauert, dann hätten die Konflikte zwischen den europäischen Mächten auch den Freistaat erfasst.  

"Wir leben in aufgewühlten Zeiten", hält Parolini mit Blick auf die krisengeschüttelte Gegenwart fest. Erneut sei Pioniergeist gefordert, denn Gewissheiten seien ins Rutschen geraten, und das Vertrauen in Demokratie, Medien, Politik und Rechtsstaatlichkeit werde immer wieder auf eine harte Probe gestellt. "Lassen Sie uns aufeinander zugehen und miteinander reden, so oft und so offen wie möglich" - mahnt Parolini. Das Gespräch und das Verständnis füreinander seien nichts weniger als die Basis unserer demokratischen Gesellschaft.

Bettagsmandat im Wortlaut

Stefan Hügli
Kommunikation