Geschenkte Freundschaft
„Mr. Jacob, please, come to the office desk“ tönt es mehrmals aus dem Lautsprecher im Flughafen von Port Harcourt vor unserer Heimreise. Was war los? In meinem Reisekoffer haben die Röntgenmaschinen einen undefinierbaren, länglichen Gegenstand ausgemacht, dem die Kontrolleure nicht trauten: Eine Flasche mit Honig, den uns Justine geschenkt hat. Nach einer genauen Inspektion meines Koffers darf ich ihn behalten.Die Begegnung mit Justina Uwalaka, der Präsidentin der Frauengenossenschaft St. Nicholas von MBARA OZIOMA, mit der wir weiter im Kontakt sind, steht als leuchtendes Beispiel für meine Erfahrung des Beschenktwerdens während dieses Besuchs in Nigeria.
Natürlich, ich muss mich als Teilnehmer dieser Reise nicht mit den Bedingungen für die weitere finanzielle und inhaltliche Unterstützung dieses grossen Projekts beschäftigen; dafür ist vor allem Roland Just zuständig. Zusammen mit dem Projektleiter Pfr. Roland Just, Peter Kreiliger, meiner Frau Susanne Lerch, der Fachstellenleiterin der Landeskirche Graubünden Jacqueline Baumer und den Bäuerinnen aus der Surselva Barbara Candinas, Irma Cavegn und Caroline Gerner sind wir die bunte Reisegruppe, die während zwei Wochen vielfältige Einblicke und Begegnungen in das Leben und Wirken der Mitarbeitenden in diesem Projekt erleben durften.
Mir ist von Anfang an klar, dass ich dort ein Besucher bin, eingeladen vom Präsidenten der Mbara Ozioma Foundation Dr. Ozioma Nwachukwu, der sich unermüdlich für unser Wohlbefinden und ein intensives Programm einsetzt: Saubere Zimmer und Toiletten; verträgliches, leckeres Essen, zubereitet von drei jungen Frauen; Begleitung während allen Exkursionen und Treffen mit Lehrpersonen und Studierenden der Berufsschule MOCTECH, mit den Frauen der Genossenschaft und der Spitex. Er führt uns auf den Markt, ins moderne Einkaufszentrum, zu landwirtschaftlichen Pionierfarmen, zum Ausbildungsseminar für katholische Pfarrer, ja zu einer Beerdigungsfeier einer bekannten Persönlichkeit.
Und wir sehen und staunen, mit welchem Engagement und Eifer uns Frauen die Produktion ihrer Lebensmittel vorführen und uns in ihre Häuser einladen, Mass nehmen und daraus Kleider (Röcke für die Frauen und T-Shirts für die Männer) nähen, die sie uns schenken. Wir dürfen uns auch einmischen in die Gespräche um die Weiterentwicklung der verschiedenen Projekte, dem Ausbau der landwirtschaftlichen Produktion, der Platzierung der zukünftigen Küche in der Schule und auch der Grösse des Fussballplatzes.
Was mir bei der Begegnung mit all den Frauen, Männern und Kindern in diesem Projekt im nigerianischen Regenwald sehr bewusst ist: Die Geschwisterlichkeit, der gegenseitige Respekt vor der jeweiligen Lebensweise und die Freude aneinander. Der Honig, der Besen und die T-Shirts sind bleibende Zeichen einer geschenkten Freundschaft mit den Schwestern und Brüdern in Nigeria.
Die nächste Projektreise nach Umunumo findet vom 19.04. bis 03.05.2020 statt. Im Anschluss an den Aufenthalt in Umunumo wird vom 03. bis 10.05.eine Kultur- und Bildungsreise angeboten. Sie führt nach Lagos, zur Oshun-Kultstätte in Oshogbo und zum ökologischen Songhai-Farmprojekt in Benin. Am 13.11.2019 um 18.00 Uhr an der Loëstrasse 60 in Chur informieren die Veranstalter über Programm und Organisation. Anmeldeschluss für die Reise ist am 15.12.2019. Für weitergehende Fragen und Informationen: Roland Just, tuerauf-movinavon@auaviva-cadi.ch
Jakob Lerch (Organisationsberater und Mitglied der ÖME-Kommission der Evangelisch-Reformierten Landeskirche GR) und Susanne Lerch (Musiklehrerin)