26.06.2025

Keine vorschnellen Antworten

Eröffnung bei Blitz und Donner: In Seewis haben sich die Bündner Pfarrpersonen zur Sommersynode versammelt. 

Mit Lebensfreude und einem kräftig gesungenen "Laudato si" haben die Seewiser Schulkinder unter der Leitung von Bruno Gaillard die Bündner Pfarrsynode willkommen geheissen. Fast zeitgleich sorgte ein Gewitter mit Blitz, Donner und Regengüssen für Spannung in der Luft. Weniger dramatisch dürften die kommenden Tage verlaufen. Bis Montag werden die aus allen Talschaften und Sprachregionen angereisten Pfarrpersonen über die Angelegenheiten der Kirche beraten. Zwei Pfarrerinnen und ein Pfarrer bewerben sich um die Aufnahme: Hans-Martin Kätsch (Andeer), Judit-Boróka Keil (Landquart) und Marie-Ursula Kind (Oberengadin). Die Aufnahme in die Synode ist die Voraussetzung, um im Kanton Graubünden von einer Kirchgemeinde als Pfarrerin oder Pfarrer gewählt werden zu können.

Mit Blick auf die Krisenherde im Nahen Osten und in der Ukraine sprach Dekan Thomas Müller-Weigl in der traditionellen Eröffnungsansprache von Unverständnis und Wut: "Warum hat eine Handvoll alter Herren die Macht, das Weltgeschehen dermassen destruktiv zu beeinflussen? Warum lassen wir uns das gefallen?" Er sei froh um die Bündner Synode. Angesichts der vielfältigen Krisen brauche es Menschen, die sich authentisch für Freiheit, Liebe und Solidarität einsetzten. So könne Vertrauen entstehen – und das sei das beste Mittel gegen Angst. Die Synode verglich er mit einem Trainingscamp, in dem unterschiedliche Meinungen miteinander ringen. "Kirche ist anders. Kirche kann anders."

Reformiertes Profil. Vorschnelle Antworten seien angesichts der aktuellen Weltlage tunlichst zu vermeiden – sagte im Gastreferat Pfrn. Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS). "Wo äussern wir uns zu aktuellen Debatten, wie zeigt reformierte Kirche Profil?" Famos warb für eine Haltung des Hörens, den Mut zur Lücke und für einen weltweiten Blick. Besserwisserisches Reden sei für die Christengemeinde keine Option, ebensowenig die Übernahme von Parteiparolen. Kirche verfüge über Räume, in denen Verständigung erwachsen könne. Unbestritten ist für Famos, dass dabei auch unliebsame Stimmen gehört werden sollen. "Wir haben in unserer Kirche das gesamte politische Spektrum", gab sie zu bedenken und warb für die Überwindung von Berührungsängsten und für Mündigkeit. "Konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenz: Teilen wir das Wasser, das uns mit dem Evangelium gegeben ist und gehen wir gemeinsam ein Stück Weg."

Stefan Hügli
Kommunikation

Synode2025, Bildeindrücke (.pdf, 50 MB) 
Synode2025, Bildeindrücke (.jpg, 150 MB) 
 

Bild: Pfrn. Rita Famos (links), Präsidentin der Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS). Hier zusammen mit Erika Cahenzli, Präsidentin des Evangelischen Kirchenrats Graubünden.
Foto: Stefan Hügli