26. Juni 2021

Pastoralkonferenz und Erkundungen

Schon der Titel der Synodalproposition liess aufhorchen: „Zum Fundament der Menschheit. Religion nach Schleiermacher und mit Heidegger? Eine Ermutigung“. Pfarrer Simon Becker aus Haldenstein referierte am Synodalsamstag über erkenntnistheoretische Themen, die ihn seit seiner Doktorarbeit in Theologie beschäftigen. Es sind grosse und komplexe Fragen, das wurde den Zuhörerinnen und Zuhörern bald einmal klar. „Religion ist für die Menschheit fundamental“ – so eine der Thesen. „Doch was heisst Religion?“, fragte Becker weiter. "Was bedeutet Transzendenz und worauf bezieht sie sich? Die Proposition skizzierte eine vom phänomenologischen Denken geprägtes Religiosität. Sie sei Wissen und Grundgefühl zugleich und Gottesdienst sei niemals nur Privatsache, sondern ein „Eingebundensein in die Mitarbeit am Fundament der Menschheit“.

Die Ausführungen Beckers forderten heraus und nahmen die Synodalen mit auf einen Weg philosophischer und theologischer Erkundungen. In seiner in Thesen formulierten Gedankenlandschaft bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Becker bot Ausführungen zum "Phänomenbegriff" Kants, zum "unmittelbaren Selbstbewusstsein" Schleiermachers und zur "Pozessualität" Heideggers. „Eine luzide Arbeit“ rühmte Koreferent Heinz-Ulrich Richwinn die Proposition. Die Ausführungen über Selbstentwurf und Transzendenz bedeuteten praktisch, dass Welt immer erst entstehe, nie einfach da sei, immer auch bevorstehe. Zugleich versuchte Richwinn deren Bedeutung für den pfarramtlichen Alltag zu veranschaulichen.

Einfacher fassbar, doch nicht weniger interessant, war der Rundgang durch Splügen, den Sabina Simmen-Wanner am Nachmittag anbot. Zu erfahren war dabei, wie sehr das Leben im Rheinwald seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft und vom Warentransport geprägt ist, liegt Splügen doch in der Mitte zwischen Zürich und Mailand. Simmen wusste spannende Details zum Säumerwesen und zu den demokratisch organisierten Porten zu erzählen, erinnerte an das Staudammprojekt, welches das Dorf in den 1940er Jahren unter Wasser gesetzt hätte, wenn nicht die Einwohner sich mit Hand und Fuss dagegen gewehrt hätten. Vor alten sonnengeschwärzten Holzställen sprach sie von den Walsern und wie diese Geschichte und Kultur des Rheinwald geprägt haben. Vor den herrschaftlichen Häusern der Familie von Schorsch erzählte sie vom Podestatenamt in Sondrio, der Entwicklung im Transportwesen und von den Einnahmen durch Kriegsdienste. Andere Ausflüge führten die Synodalen ins Heimatmuseum, ins Festungsmuseum Crestawald, ins Walserama in Nufenen oder dem Rheinquellweg entlang oder nach Hinterrhein, wo ebenfalls eine Dorfführung stattfand. Zum Abschluss des Nachmittags luden die Gemeinden Rheinwald und Sufers zu einem Apéro mit Ansprache des Gemeindepräsidenten ein.

Stefan Hügli
Kommunikation

Bildeindrücke vom Samstag


Bild: Simon Becker während der Synodalproposition.