24. Juni 2021

Erfahrungen mit "digital religion" - Synode in Splügen eröffnet

„Wir haben Verletzlichkeit erlebt und einen Schub in Richtung Digitalisierung“, sagte Dekanin Cornelia Camichel Bromeis am Donnerstag in Splügen. In ihrer Eröffnungsansprache vor rund 100 Pfarrpersonen und Gästen erinnerte sie daran, wie sehr sich in der Corona-Zeit Beziehungen ins Netz verlagert haben. Auch die Kirchen haben das zu spüren bekommen, nicht nur während des Lockdown, als Gottesdienste nicht oder nur in kleinstem Rahmen möglich waren. Die Pandemie habe die Kirche überhaupt verändert – und das Verständnis von Religion. Weniger wichtig seien in Zukunft Institutionen und Konfessionalität. Wichtiger würden religiöse Erfahrung und "liquide und persönliche Religionszugehörigkeit“.

Veränderte Lebensumstände. Die Herausforderung bestehe darin, sprachfähig zu bleiben in Bezug auf den Glauben - auch unter Bedingungen der "digital religion". „Wie können wir unserem volkskirchlichen Auftrag gerecht werden?“, fragte die Dekanin. Es gehe darum, die Menschen an ihrem je eigenen Ort wahrzunehmen. Theologie der Zukunft sei kontextuell. Als Beispiel führte Camichel eigene Erfahrungen an: das Ringen um die Stellung der Frau (Camichel selbst war die erste Bündner Dekanin) oder um die Prävention vor Grenzverletzungen. Die Chance, dass die Bündner Kirche solchen Herausforderungen gewachsen sei, stünden gut, so Camichel. Gerade weil die Bündner Kirche demokratisch organisiert ist. „Wir haben gute Gefässe. Alle, die mitwirken wollen, können sich einbringen“.

Analog und digital. Ähnlich wie die Dekanin argumentierte auch Gastreferent Martin Peier. Der Theologe und Kommunikationsberater sprach zum Thema „Kirche wirkt analog und digital“. Die Pandemie habe vieles auf einen Schlag ins Web verlagert. Nach erster Schockstarre hätten in vielen Gemeinden Begegnungen und Sitzungen wie selbstverständlich per ZOOM stattgefunden. Selbst Trauergespräche seien online gemacht worden. „Wenn Digitalisierung dazu führt, dass Menschen sich begegnen, dann hilft sie“, sagte Peier. Gottesdienste jedoch müssten fürs Streaming neu gedacht werden. Ziel müsse sein, dass Transzendenz spürbar werde. Doch auch ein gestreamter Gottesdienst könne Herzen bewegen und Gemeinschaft stiften, ist Peier überzeugt. „Wir sind nur einen Klick voneinander entfernt“.

Aufnahmeverfahren. Am Nachmittag folgten dann erste Lebensläufe und Predigten von Pfarrpersonen, die um Aufnahme in die Synode ersuchen. Es sind drei Pfarrerinnnen vier Pfarrer: Eva Maria Anderegg-Blaas (Seelsorgerin PDGR), Astrid Fiehland van der Vegt (Davos Dorf/Laret und Seelsorgerin Hochgebirgsklinik), Andreas Jecklin (Davos Platz), Daniel Lippuner (Klosters-Serneus), Jürg Peter Scheibler (Avers und Ferrera), Andreas Wassmer (Oberengadin), Andrea Esther Witzsch (Bregaglia). Die Aufnahme in die Synode ist Bedingung für die ordentliche Anstellung als Pfarrerin oder Pfarrerin einer reformierten Kirchgemeinde. Den definitiven Entscheid über die Aufnahmen fällt die Synode in geschlossener Sitzung am Freitagnachmittag.

Stefan Hügli
Kommunikation

Bildeindrücke vom Donnerstag