29.6.2023
„Legt die Bücher still zur Seite…“
200 Kinder singen aus vollen Kehlen in der Commander Kirche zur Eröffnung der Synode. Es berührt mich. Nicht nur der quirlige bunte Haufen Lebensfreude, der da steht und denen die Ferienerwartung aus allen Augen blitzt. Nicht nur der klare, helle Klang und die geballte Konzentration auf den Chorleiter. All das auch, aber mich rühren die Worte an, die sie singen. Zuhause lese ich nach, ob ich richtig verstanden habe. Was für ein schönes Lied: „durch die Fenster blaut die Weite, lächelt Heckenrosenschein“.
Ich sehe es vor meinem inneren Auge blauen und lächeln, und freue mich auf die Ferien und auf Draussen-Zeit. Und dann - so schön - heisst es weiter: „zauberleise“ wird das altvertraute Schulhaus geschlossen. Domenic Cantieni, der Verfasser des Lieds, war anscheinend ein Sprachmeister. Zauberleise schliesse ich, was mir wertvoll ist. Zauberleise mit Kindern etwas tun, das sind besondere Momente. Und dann zum Schluss die Aufforderung: „Ja, wir wollen aufwärts schauen in der Berge reines Licht; über unserer Heimat Auen leuchtet Gottes Angesicht.“
Der Himmel wird mit diesen Worten singend geöffnet. Der Himmel ist nicht leer, sondern bewohnt. Da ist einer, dessen Angesicht leuchtet über uns Menschen und über unsere Welt. Das ist das, was wir tun, wenn wir Religion unterrichten. Wir heben den Blick und öffnen fragend und staunend den Himmel, manchmal laut diskutierend und manchmal zauberleise.
Dr. Barbara Hanusa
Religionspädagogik in der Schule
Bild: Schülerinnen und Schüler des Daleuschulhauses singen zur Eröffnung der Sommersynode in Comanderkirche Chur.
Foto: Stefan Hügli