14.11.2018

Der Evangelische Grosse Rat hat sich am Mittwoch in Chur mit der Digitalisierung befasst. Er hat gewählt und den Voranschlag 2019 genehmigt.

„Mit etwas Glück erleben wir eine neue Zeit“, sagte Dirk Helbing von der ETH Zürich im Grossratssaal in Chur. Doch es müsse gekämpft werden für Freiheit, Demokratie, Intuition und Liebe. In seinem Referat „Google als Gott?“ zeigte der Soziophysiker und Professor für Computational Social Science mögliche Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf. „Wir alle werden geprofiled und getagged, wir werden manipuliert ohne es zu merken“, gab er den Räten zu bedenken. Die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung würden von vielen unterschätzt. Helbing warnte vor einem „technologischen Totalitarismus“. Effektvoll und furchtlos griff er in die Bilderkiste der Apokalyptik und erwog das Risiko der Künstlichen Intelligenz für die Demokratie. Menschenrechte und Menschenwürde müssten in digitaler Zeit neu erfunden werden. „Wir befinden uns in einem Lernprozess“, sagte Helbing, "wir verstehen diese Technologie erst nach und nach".

Neue Legislatur. Leichter fassbar waren die übrigen Geschäfte, welche die Evangelischen Grossräte in ihrer Herbstsitzung zu erledigen hatten. Als erstes die Wahlgeschäfte für die Legislatur 2018-2022: Franz Rüegg, Arosa, wurde einstimmig zum Ratspräsidenten und damit zum Nachfolger von Grossrat Walter Grass gewählt. Erste Vizepräsidentin ist Grossrätin Martha Widmer-Spreiter, Chur, zweiter Vizepräsident Andri Poo, Filisur. Ebenfalls in die Geschäftsleitung gewählt sind: Grossrätin Heidi Clalüna, Sils i. E., und Pfrn. Silke Manske, Klosters. Der Geschäftsprüfungskommission gehören an: Robert Heinz, Avers, Pfr. Stephan Bösiger, Sta. Maria Val Müstair, Pfrn. Ursula Müller-Weigl, Arosa, Grossrat Maurizio Michael, Castasegna, und Rico Stiffler, Davos Platz. Vom Evangelischen Grossen Rat in die Rekurskommission sind gewählt: Dr. iur. Peter Andri Vital, Zuoz, Rechtsanwältin Nina Tinner, Rothenbrunnen, Dr. iur. Rudolf Kunz, Chur, und als stellvertretendes Mitglied Dr. Andri Mengiardi, Chur.

Zur Vorsicht gemahnt. Die Räte genehmigten den Voranschlag 2019 der Kantonalen Evangelischen Kirchenkassse. Dieser rechnet mit Ausgaben von 10.7 Millionen Franken und einem Defizit von 104‘000 Franken. Dabei werden Rückstellungen von 600‘000 Franken aufgelöst. Grossrat Robert Heinz mahnte im Namen der Geschäftsprüfungskommission zur Vorsicht und auch Finanzchef Eugen Caduff stellte fest, es sei „Zeit aufzuwachen und der Realität ins Auge zu sehen“. Die Rückstellungen der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse für kirchliche Bauten betragen noch 3.7 Millionen Franken, diejenigen für die ausgleichsberechtigen Kirchgemeinden 2.8 Millionen Franken.

Verfassung SEK. Ebenfalls gutgeheissen hat der Rat den Verfassungstext des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Wie Kirchenrätin Miriam Neubert ausführte, soll der Kirchenbund neu „Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz“ heissen, die Leitung wird mit Synode, Rat und Präsidium neu strukturiert und die grossen und finanzstarken Mitgliedskirchen bekommen mehr Gewicht. Die entsprechende Schlussabstimmmung wird am 18. Dezember anlässlich der Abgeordnetenversammlung in Bern stattfinden.

Bild: Für die Legislatur 2018 bis 2022 gewählt: Präsident Franz Rüegg, Arosa, und erste Vizepräsidentin Martha Widmer-Spreiter, Chur.