21.11.2024
Wahlen, Kirchgemeindegesetz, Fusionen
Der Evangelische Grosse Rat (EGR) hat in seiner Herbstsitzung in Chur Barbara Grass als Kirchenrätin gewählt. "Ich will einen Beitrag leisten, damit die Kirche auch in schwierigen Zeiten gehört wird und Hoffnung macht", sagte die 56-jährige Betriebswirtschafterin. Grass bringt Kenntnisse der landeskirchlichen Strukturen sowie Erfahrung aus den Bereichen Organisationsentwicklung, Führungs-Coaching und Projektmanagement mit. Sie wird ihr Amt am 1. Januar 2025 antreten. Mit Bestresultat in ihrem Amt bestätigt wurden Erika Cahenzli als Kirchenratspräsidentin und Dekan Thomas Müller als Vizepräsident. Ab Januar 2025 gehören dem Evangelischen Kirchenrat an: Erika Cahenzli, Dekan Thomas Müller, Barbara Grass, Dr. Raphaela Holliger, Pfr. Jens Köhre, Hanspeter Wildi und Pfr. Christoph Zingg.
Gesetzesarbeit. Im Rahmen der Umsetzung der neuen Kirchenverfassung berieten die Räte den Entwurf eines neuen Kirchgemeindegesetzes. Dieses eröffnet den Gemeinden mehr Spielraum. So werden etwa das Wohnsitzprinzip bei der Zugehörigkeit zu einer Kirchgemeinde gelockert, die Unterrichtsverpflichtung für Pfarrpersonen angepasst, verschiedene Arten von Gottesdiensten neu geordnet und die Formen der Zusammenarbeit sowie die Aufsicht über die Kirchgemeinden übersichtlich geregelt. Das Gesetz sei eine grosse Chance für die Landeskirche, so Anita Kasper, Präsidentin der Vorberatungskommission. Es ermögliche, mit Freude Kirche zu sein. Kirchgemeindepräsident und Ratsmitglied Curdin Mark, Chur, bezeichnete das Gesetz zwar als "pfarrerlastig" und Pfr. Andreas Anderfuhren, Seewis, sprach sich gegen die Minimalgröße eines Pfarramts von 50 Stellenprozenten aus. Die Räte folgten jedoch dem breit abgestützten Entwurf des Kirchenrats und hiessen das Gesetz ohne Gegenstimme und Enthaltung gut.
Gutgeheissen wurde auch das Budget der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse (KEK): Für das Jahr 2025 rechnet dieses mit Ausgaben von CHF 13'186'778.- und Einnahmen von CHF 13'181'425.-. Unter Berücksichtigung des Budgets 2024 betragen die Vorfinanzierungen für kirchliche Bauten CHF 6'155'000.- und diejenigen für bezugsberechtigte Kirchgemeinden ("Finanzausgleich") CHF 6'565'500.-. Aufgrund eines Mitgliederrückgangs von 3,5 Prozent im Jahr 2023 rechnet Finanzchef Hanspeter Wildi mit einer Einbusse bei den Steuereinnahmen. Geplant sind zudem Projekte für die Nachwuchsförderung. Im Übrigen genehmigte der Rat zwei Kirchgemeindezusammenschlüsse: die Fusion von Malix, Churwalden und Parpan zur Kirchgemeinde Churwalden sowie die Eingemeindung von Maladers und Haldenstein in die Kirchgemeinde Chur.
Mit langem Applaus verabschiedet wurde Dr. Frank Schuler, der Ende Jahr aufgrund von Amtszeitbeschränkung aus dem Kirchenrat ausscheidet. Parlamentspräsident Michael Pfäffli würdigte seine "unerschöpfliche Schaffenskraft" zugunsten der Erneuerung der Bündner Kirche. Als Kirchenrat war Schuler federführend bei der Erarbeitung der neuen Kirchenverfassung und deren Umsetzung in insgesamt 14 Gesetzesprojekten. In seiner zwölfjährigen Tätigkeit als Kirchenrat habe er mit grossem Fachwissen, Ernsthaftigkeit, aber auch mit viel Humor "das Visionäre nicht ausgeblendet und das Zeitgemäße ins Zentrum gestellt". Gemeinsinn und Zusammenhalt seien wichtig für eine Gesellschaft, ruft Schuler in Erinnerung. Er fürchte jedoch, dass das vielen zu wenig bewusst sei. "Es ist einfacher, dem Zusammenhalt jetzt Sorge zu tragen, als Verlorenes neu aufzubauen."
Stefan Hügli
Kommunikation
Bild: Kurz nach ihrer Wahl als Kirchenrätin: Barbara Grass-Furter. Sie wird ihr Amt am 1. Januar 2025 antreten.
Foto: Stefan Hügli