13.9.2024

"Bleibt selbstbewusst"

Vor 20 Jahren, am 28. November 2004, fand in Chur die erste Ordination von Sozialdiakoninnen und -diakonen statt. Der Anlass sei ein "Riesenaufbruch" gewesen und ein wichtiges Zeichen für die Anerkennung des Berufsstands, so Christian Pfeiffer in einem Rückblick am Diakonatskapitel in Davos. Der Schritt erfolgte in der Bündner Kirche vergleichsweise spät. Den Grund dafür sieht Pfeiffer in der Struktur mit vielen keinen Gemeinden und als Folge davon einer "pfarrerzentrierten" Kultur. Erst anfangs der neunziger Jahre habe das Kolloquium Davos-Albula beim Kirchenrat die Erstellung eines Reglements für die Anstellung von Gemeindehelfern beantragt. 1994 lud dieser zum ersten "Arbeitstag für sozialdiakonische Mitarbeiter" ein. 

Einen lebendigen Einblick in die Anfänge der Sozialdiakonie gab auch Heidi Kind, die Ende der Sechzigerjahre als "Gemeindehelferin" in Chur arbeitete. Nein, einen Arbeitsvertrag oder ein Pflichtenheft habe sie nicht gehabt, erzählte die heute 93-Jährige. "Komm einfach, du siehst dann schon, was du machen musst“, habe man ihr gesagt. Kind engagierte sich im Alterszentrum, machte Spital- und Hausbesuche und lernte zahlreiche in sehr bescheidenen Verhältnissen lebende Menschen kennen. "Niemand wusste, was eine Gemeindehelferin macht", erinnert sie sich. Ihre Arbeit fand Anerkennung, sie wurde in den Stadtrat gewählt und konnte dank einer Hilfskasse manche Notlage lindern. Eine Teilnahme an der Synode der Pfarrpersonen blieb ihr jedoch verwehrt, obwohl sie darum gebeten hatte. 

Die unterschiedlichen Berufsbilder von Pfarrberuf und Sozialdiakonie stünden keineswegs in Konkurrenz zueinander, gab Kirchenratspräsidentin Erika Cahenzli in ihrem Grußwort zu bedenken. Im Gegenteil, sie würden sich bestens ergänzen. Eine weitere Schärfung der Profile sei jedoch notwendig, denn in Zukunft würden kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermehrt auch in interprofessionellen Teams arbeiten. "Ihr habt eine eindrückliche Entwicklung hinter euch", so Cahenzli anerkennend. "Bleibt selbstbewusst, wir brauchen euch alle."

Stefan Hügli
Kommunikation


Bild: "Wir haben grosse Schritte gemacht" - Heidi Kind und Christian Pfeifer am Diakonatskapitel in Davos. 
Foto: Stefan Hügl