8.9.2025

“Religiös sprachfähig werden”

Rund drei Dutzend Personen haben am Samstag in Chur das 40-jährige Bestehen des Evangelischen Theologiekurses Graubünden gefeiert. Mit Ansprachen, Musik und spannenden Gesprächen.

“Durch einen langsamen Berner sind die Bündner schnell geworden”, kokettierte Pfr. Felix Marti auf Berndeutsch mit Blick auf die Anfänge des Theologiekurses in Graubünden. Die erste Durchführung fand 1985 in Chur statt - wobei für den ehemaligen Studienleiter die besondere Herausforderung in der Gleichzeitigkeit bestand: gleichzeitig die Kursunterlagen zu erarbeiten, im Theologiekurs zu unterrichten und die Arbeit im Pfarramt von Malix, bzw. Valzeina zu erledigen. Der Kirchenrat stellte für den Theologiekurs ein Pensum von 30 Stellenprozenten zur Verfügung. “Es war lean production" - so Marti. Stolz ist er darauf, dass es den Kurs heute noch gibt und dass dieser, in weiterentwickelter Form, in mehreren Kantonen der Deutschschweiz angeboten wird.

Theologie zu betreiben, sei eine Kernaufgabe der Kirche, gab Kirchenrat Jens Köhre in seinem Grusswort zu bedenken. “Danke allen, die den Kurs mit Leben füllen.” In einer Zeit, da Religion weitgehend zum Tabu erklärt werde, gehe es darum, religiös sprachfähig zu werden, meinte auch Studienleiter Prof. Dr. Jörg Lanckau. Sechs Themenbereiche stünden im Theologiekurs im Vordergrund: Religionswissenschaft, Bibelwissenschaft, Systematische Theologie, Christentumsgeschichte, Ethik und Praktische Theologie. Nein, der Theologiekurs wolle nicht Glaubenskurs sein, sondern er wolle zu einem kritischen Umgang mit Religion und Glauben anleiten. Ebenso gehe es um Persönlichkeitsentwicklung.

Modular aufgebaut. Der Theologiekurs ist eine dreijährige berufsbegleitende Weiterbildung. Sie eignet sich für Personen, die an theologischen Fragen interessiert sind, insbesondere auch für Freiwillige und Ehrenamtliche in Kirchgemeinden. Die Module können einzeln gebucht werden, der Einstieg ist jederzeit möglich. Garantiert sind spannende Gespräche. Das war auch an der Jubiläumsfeier in Chur der Fall: Zum Beispiel ein überraschendes Wiedersehen mit Toni Schneider, einem ehemaligen Präsidenten des Kirchenrats. Auch er besuchte einst den Theologiekurs und würde es wieder tun. “Der Theologiekurs hat mich kritisch gemacht", so Schneider, "nicht nur, was ich glaube, habe ich im Austausch mit anderen überprüft, sondern auch das, was ich nicht glaube.”

Stefan Hügli
Kommunikation

reformiert. 2025-09, Interview mit Jörg Lanckau 
theologiekurs-graubuenden.ch

Bild: Studienleiter heute und einst: Prof. Dr. Jörg Lanckau und Pfr. Felix Marti (v. l.)
Foto: Stefan Hügli