5.6.2025 / 12.6.2025
Aktiv gegen den Fachkräftemangel
Der Evangelische Grosse Rat hat am Mittwoch in Chur klar Ja gesagt zur Nachwuchsförderung für kirchliche Berufe – dies angesichts eines sich deutlich abzeichnenden Personalmangels. "Es drohen uns die Leute auszugehen, die vor Ort die Gemeindearbeit leiten", sagte Dekan Thomas Müller-Weigl. Das gelte für Pfarrpersonen ebenso wie für Sozialdiakoninnen, Kirchenmusiker, Fachlehrpersonen Religion, Mesmerinnen und, auf ehrenamtlicher Ebene, Mitglieder von Kirchenvorständen. CHF 1.75 Mio. will die Landeskirche in den nächsten sieben Jahren in die Nachwuchsförderung investieren. Gemäss einem Konzept des Kirchenrats sollen die Kirche als Arbeitgebermarke gestärkt, neue Berufsfelder und Modelle für Kirchgemeinden und Regionen entwickelt und die Vernetzung mit anderen Kantonalkirchen intensiviert werden. Zudem soll eine Projektstelle geschaffen werden.
Ausgeglichene Rechnung. Finanzchef Hanspeter Wildi konnte eine ausgeglichene Rechnung präsentieren. Die Kantonale Evangelische Kirchenkasse schloss mit einem Ertragsüberschuss von CHF 5'690 bei einem Aufwand CHF 16'314'613 und einem Ertrag von CHF 16'320'303. Die flüssigen Mittel und kurzfristigen Geldanlagen nahmen im Berichtsjahr um CHF 3'887'000 zu. "Ein weiteres Mal ein gutes Ergebnis" - so Wildi. Im Rahmen des Finanzausgleichs wurden Beiträge an Kirchgemeinden in der Höhe von CHF 2.78 Mio. geleistet. Die Beiträge an kirchliche Bauten betrugen fast CHF 2 Mio., was deutlich über dem langjährigen Mittel von 1.5 Mio. liegt. "Mit dem guten Ergebnis können wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen", so Wildi. CHF 1 Mio. floss in die Vorfinanzierung des Finanzausgleichs, CHF 0.86 Mio. in die Vorfinanzierung kirchlicher Bauten. Die Räte genehmigten die Jahresrechnung ohne Gegenstimme. Grünes Licht gaben sie auch für den Nachtragskredit von CHF 119'000 zur Erarbeitung eines digitalen Lehrmittels Religion.
Ebenfalls einstimmig genehmigt wurde der Amtsbericht des Kirchenrats. Dieser gibt Einblick in die vielfältigen Aktivitäten der Landeskirche und ihrer Gremien. Kirchenratspräsidentin Erika Cahenzli hob fünf Ereignisse heraus: Erstens: die Erarbeitung des Kirchgemeindegesetzes, welches im November vom EGR verabschiedet wurde; zweitens: die Bestrebungen zur Sicherung der Qualität des Religionsunterrichts; drittens: die Zukunftstagung als Beispiel für die unterstützende und vernetzende Zusammenarbeit von Kirchgemeinden und Landeskirche; viertens: den Bundstag der Kirchen im Rahmen der Feierlichkeiten 500 Jahre Freistaat Drei Bünde; fünftens: die Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk HEKS und Mission 21. "Diese Werke waren auch im Jahr 2024 wichtig", so Cahenzli, "sie gaben Hoffnung in Krisen- und Kriegsgebieten".
Für Gesprächsstoff während und nach der Sitzung sorgte eine Anfrage von Fred Schütz: Er wollte vom Kirchenrat wissen, welche Haltung dieser betreffend "Selbstbestimmung am Lebensende in Alters- und Pflegeheimen" vertrete. Schütz nahm Bezug auf den Auftrag von Grossrat Pascal Pajic, welchen der politische Grosse Rat im Jahr 2021 an die Bündner Regierung überwiesen hatte. "Mein Anliegen ist es, die Wahlfreiheit der Pflegeheime zu wahren", so Schütz. Kirchenratspräsidentin Erika Cahenzli verwies in ihrer Antwort zum einen auf das in der Verfassung verankerte Recht jedes Menschen, über die Art und Weise seines Sterbens selber zu bestimmen und zum anderen auf einen Bundesgerichtsentscheid aus dem Jahr 2016, welcher ebendieses Recht höher gewichte als das Recht von Institutionen. Im Sinne von Palliative Care machte sich Cahenzli für einen differenzierten Umgang mit Suizidwünschen stark. "Ein Suizidwunsch ist immer auch Ausdruck von existentieller Not". Im Zentrum der Debatte müsste darum im Sinne von Suizidprävention die liebevolle, palliative Begleitung stehen, wozu auch die kirchliche Seelsorge einen Beitrag leiste. Eine detaillierte Stellungnahme des Kirchenrats wird folgen, sobald der Gesetzesentwurf der Regierung vorliegt.
Stefan Hügli
Kommunikation
In den Medien:
Radio Grischa Info kompakt, 10.6.2025 (ab 8:03)
SRF, Regionaljournal Graubünden, 11. Juni 2025 (ab 8:41)
TSO Rondo News, 11. Juni 2025 (ab 6:33)
Suedostschweiz online, 11. Juni 2024
Bild: Kirchenratspräsidentin Erika Cahenzli-Philipp und Dekan Thomas Müller-Weigl, der das Nachwuchsförderungskonzept vor dem EGR vertrat.
Foto: Stefan Hügli