28.3.2022 (aktualisiert am 31.3.2022)

EKS: "Organspende als persönliche Gabe"

Der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) äussert Kritik gegenüber der Widerspruchslösung bei der Organspende. Diese kollidiere in mehrfacher Hinsicht mit moralischen und rechtlichen Vorstellungen über den Schutz der Person. In seiner Stellungnahme wehrt sich die Exekutive der Dachorganisation der Schweizer Reformierten dagegen, dass mit der Widerspruchslösung die Organspende zum Normalfall "behauptet" würde. Die körperliche Integrität von sterbenden, bzw. gestorbenen Menschen sei damit nicht genügend geschützt und die Organspende würde zur Pflicht gegenüber der Allgemeinheit. "Der Körper einer verstorbenen Person ist nicht unpersönliches Allgemeingut, über das Staat und Gesellschaft verfügen können".

Plädoyer für das Erklärungsmodell. In der Debatte zwischen "Zustimmungslösung" und "Widerspruchslösung" bei der Organspende plädiert der Rat EKS für ein Drittes, nämlich das "Erklärungsmodell". Dieses auch von der nationalen Ethikkommission favorisierte Modell sei von der Politik weitgehend ignoriert und in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden. Das Erklärungsmodell sieht vor, dass die Spendenbereitschaft einer jeden in der Schweiz wohnhaften Person ermittelt und in einem Register festgehalten würde. Folgende Angaben wären möglich: Zustimmung, Ablehnung und Verweigerung einer Angabe zur Organspende.

Für den Fall eines Neins der Schweizer Stimmbevölkerung zum revidierten Transplantationsgesetz am 15. Mai 2022, appelliert der Rat EKS an Bundesrat und Parlament, das Erklärungsmodell zu prüfen. Dieses sei nicht nur aus sachlichen, rechtlichen und ethischen Gründen interessant, sondern auch, weil es die Bereitschaft zur Organspende erhöhe - zumindest legten das Erfahrungen aus anderen Ländern nahe. Das Erklärungsmodell gewährleiste die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte, schütze die Würde und die körperliche Integrität der sterbenden bzw. verstorbenen Person. Zudem entlaste es auch die Angehörigen davon, in Zeiten des Abschieds und der Trauer über eine Organspende entscheiden zu müssen.

EKS: Flyer "Organspende als persönliche Gabe"
Medienmitteilung vom 31.3.2022

Stefan Hügli
Kommunikation

 

Bild: istock