EGR: Antisemitismus, Armeeseelsorge, Budget und Datenschutz

Ein klares Nein zu aufkeimendem Antisemitismus – das forderte Pfr. Jörg Wuttge, Cazis, in seiner Besinnung zu Beginn der Herbstsitzung des Evangelischen Grossen Rates in Chur. Zwar habe die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) bereits klar Stellung bezogen und die Solidarität mit jüdischen Partnern bekundet, dennoch sei erschreckend, wie seit dem Angriff der Hamas auf Israel alte Verhaltens- und Denkmuster aufkeimten, die antisemitische Positionen begünstigten. „Wieder einmal sind es die Juden“, so Wuttge, und die aufgeklärte Welt mache mit. Die Kirche dürfe nicht stumm sein, wenn sie schreien müsste, forderte er in Anlehnung an ein Zitat des Theologen Dietrich Bonhoeffer. „Es braucht jetzt jede Stimme.“

Referat über Armeeseelsorge. Klare Wort gegen eine Engführung gab es auch vom Chef Armeeseelsorge Samuel-Josef Schmid. „Die Vielfalt der religiösen Hintergründe stärkt unsere Kompetenzen,“ sagte dieser und zeigte auf, dass die Armeeseelsorge sich als ein Dienst für alle verstehe. Zurzeit seien von gut 170 Seelsorgenden 78 evangelisch-reformiert, 64 römisch-katholisch, vier freikirchlich, drei christkatholisch, zwei jüdisch, einer muslimisch. Sie leisten ihren Dienst vor ihrem religiösen Hintergrund jedoch für alle unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit. Für die Bewerbung braucht es unter anderem die Empfehlung einer Kirche bzw. einer Religionsgemeinschaft. Die Tätigkeit selbst findet in einem multireligiösen, diversen und inklusiven Umfeld statt. Gefragt seien neben Gesprächen, Truppenbesuchen und Schulungen immer wieder auch Rituale und besinnliche Beiträge. Mit Corona habe die Nachfrage deutlich zugenommen. Gehörten zum Dienst bisher 179 Armeeseelsorgende (wovon 10 Prozent Frauen), so sollen es demnächst 240 sein – ein Plus von 40 Prozent.

Budgetberatung. Der Evangelische Grosse Rat verabschiedete das Budget 2024 der Kantonalen Evangelischen Kirchenkasse. Dieses rechnet mit Ausgaben von CHF 12‘942‘403.- und Einnahmen von CHF 12‘964‘450.-. Daraus resultiert ein Ertragsüberschuss von CHF 22‘047.-. Unter Berücksichtigung des Budgets 2023 betragen die Vorfinanzierungen an kirchliche Bauten CHF 6‘225’000.- und die Vorfinanzierungen für Beiträge an bezugsberechtigte Kirchgemeinden („Finanzausgleich“) CHF 6‘448‘517.-. Der Rat folgte allen Anträgen des Kirchenrats: budgetierte Teuerung 1.7 %, Ausgleichssteuer 3.5 % der einfachen Kantonssteuer und ein Steuerfuss für finanzabhängige Kirchgmeinenden von 20.5 % (17 % plus Kirchgemeindesteuer und 3.5 % Ausgleichssteuer).

Datenschutz. Zudem verabschiedete der Rat ein landeskirchliches Datenschutzgesetz, welches die Bearbeitung von Personendaten und die Verantwortung für den Datenschutz innerhalb der Landeskirche regelt. Analog zum staatlichen Recht sieht die Gesetzesvorlage eine Datenschutzberatung für Kirchgemeinden und Regionen vor. Zudem sollen entsprechende Schulungen angeboten werden. Der Wechsel von den bisherigen Bestimmungen zum neuen Gesetz sei eine Vereinfachung für alle – so Dr. Frank Schuler, der zuständige Kirchenrat. Das Gesetz schaffe Transparenz, wie in der Landeskirche, den Kirchenregionen und den Kirchgemeinden der Datenschutz gehandhabt würde. Zwar diskutierte der Rat einzelne Detailfragen kontrovers, das Gesetz als Ganzes hiess er dann aber doch einstimmig gut.

Nach zwölf Jahren im Kirchenrat wurde Barbara Hirsbrunner verabschiedet. Ratspräsident Fred Schütz würdige ihren Einsatz für Benachteiligte und die Integration von Ausgegrenzten und ihr Einsitznehmen in zahlreichen Institutionen und Organisation wie dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS), Brot für alle (Bfa), Mission 21, dem Verein Hilfe für Asylsuchende oder dem Frauenhaus Graubünden. Hirsbrunner habe den interreligiösen Dialog tatkräftig gefördert und sich für eine bunte Welt des Glaubens eingesetzt, so Schütz. „Sie hat Solidarität gelebt“, sagte er anerkennend, und sie habe glaubhaft gemacht, dass Kirche nur Kirche ist, wenn sie für andere da ist. Hirsbrunners Nachfolgerin wird der Rat im Juni 2024 wählen. Die eigentlich als Nachfolgerin gewählte Jasmine Said Bucher kann aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt nicht antreten.

In die Vorberatungskommission für das neue Steuer- und Beitragsgesetz wurden gewählt: Edi Wäfler, Domat/Ems, GRStv. Hanspeter Ambühl, Davos, Hermann Thom, Susch, GRn Renata Rutishauser, Tomils, Leonhard Kunz, Fläsch (Präsident) und Pfr. Joachim Berg, Küblis.

Stefan Hügli
Kommunikation

 

Bild: "Antisemitismus nicht zulassen": klare Wort von Pfr. Jörg Wuttge in der Besinnung zur Eröffnung des Kirchenparlaments.
Foto: Stefan Hügli